Tharandt ist im Sommer schön, so umgeben vom Wald und auch das Wandervogel-Nest der Vagabundenjungenschaft ist ein urzünftiges Wanderheim. In diesem Jahr fällt die Sommersonnenwende genau auf einen Samstag also auf zum Fest! Untergekommen bin ich im Gasthof Klipper Mühle direkt neben dem Gelände. Irgendwie wirkt es passend, so ein DDR-Charme Gasthof direkt neben den Wiesen und dem Nest, etwas wie früher, wenn wir auf dem Weg zur Waldeck noch bei Neumanns tausendjähriger Pinte in Dorweiler stoppten.
Als ich im dunklen eintreffe, brennt ein kleines Feuer und es wird gegrillt. Ein paar Vagabunden stehen um das Feuer, dass sich im laufe des Abends füllt. Da kommen alte Wandervögel und Bündische, junge Burschen und Freunde des Bundes aus Politik und Gesellschaft. Wie so oft steigt die Laune auf Musik mit der einsetzenden Nacht und um Mitternacht entzündet man das wunderbar aufgebaute Festfeuer, dass Meterhoch in den Himmel ragt. Es lockt ein paar Bayerische Gäste an, die ebenfalls im Gasthof nächtigen und noch ein paar Bier mit in die Runde bringen. Sie freuen sich: In Sachsen ist es doch wie früher!
Das Feuer hält lange, so dass die Runde schon wieder kleiner wird, als es langsam runter brennt. Ein Höhepunkt des Tharandter Nachtlebens, insbesondere als der Chef-Vagabund und ein ehemaliger Wandervogel-Bundesführer gegen Drei Uhr auf die Bänke steigen und lautstark „Strampedemi“ anstimmen. Die anderen lustigen Erlebnisse bleiben dort am Feuer, bei denen die es erlebt haben. Als der Morgen anbricht, krieche ich ins Bett, nur um am nächsten Morgen um halb zehn aus dem Bett gerissen zu werden.
Ein Junge klingelt zum Gedenken. Viele sind schon abgereist, haben eine weite Heimreise. Nur noch ein Drittel der Festteilnehmer stehen da in der Hitze des Morgens im weißen Hemd und auch die Fahne weht auf Halbmast. Der Kanzler der Vagabunden enthüllt einen Gedenkstein für FM und beginnt eine kleine Andacht mit Segnung. Im Anschluss die Rede des Bundesführers über das Leben und Wirken eines Mannes, der eine Rolle voll ausfüllte und zahlreichen Jungen zum großen Vorbild wurde. Das klang aus den Worten wohl heraus. Es bleibt ein stimmiges Erlebnis und rundet ein schönes Wochenende in kleiner, aber fester Gemeinschaft ab! Das Wort Lebensbund über die Generationen wurde echt gelebt, die Verbindung Alt-Jung war spürbar- Ich bin gespannt, ob die Vagabunden ihr Wort halten und nächstes Jahr im Allgäu zusammen kommen.
Von einem älteren Wandervogel, der gerne unerkannt bleibt 🙂
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